Weinreise nach Ungarn

nach meinen zwei besuchen im südungarischen villány, das für seine charaktervollen rotweine bekannt ist, gings diesmal ins weissweingebiet etyek-budai, wo ich das weingut nyakas in tök und die kellerei des benediktinerstiftes apátsági auf dem berg pannonhalma besuchte. mein dank gilt marcell major vom mlvino, der diese interessante kurzweinreise für uns organsierte. diejenigen in unserer illustren reisegruppe, die zum ersten mal das weinland ungarn besuchten, waren sehr überrascht und angetan vom qualitätsniveau der verkosteten weine.

1. station: weingut nykas
150ha, gegründet 1997, ca. 25km westlich von budapest, http://www.nyakas.com

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die verkosteten weine

budai kadarka rosé 2011, 11,27%
erinnert an erdbeeren und himbeerer, würzige note, kräftige säure, langes finish

budai irsai olivér 2011, 12,18%
autochtone ungarische rebsorte, die an muskateller erinnert, sehr trinkfreudig und animierend

aligvárom 2011, 12,5%
aligvárom bedeutet so viel wie "ich kann es kaum erwarten", cuvée aus 50% chardonnay und je 25% müller thurgau und irsai oliver, kraftvoll, schöne steigerung zum reinsortigen irsai olivér

budai sauvignon blanc 2011, 13,2%
grüner apfel, zitrusfrüchte, gras und wiesenkräuter, sehr ansprechend!

budai chardonnay 2011, 13,5%
cremig und mit schönem schmelz, ein parade-chardonnay!

budai riesling 2011, 13,34%
von deutsch-schwaben im 18 jhdt. nach etyek buda gebracht, teilbarrique, leicht vanilliger schmelz, interessanter und ungewöhnlicher riesling, kaum vergleichbar mit heimischen oder deutschen rieslingen, kräutrig (rosmarin, thymian)

menádok budai pinot gris 2011, 13,4%
pinot gris wird in ungarn seit dem 13 jhdt kultiviert und ist somit die älteste rebsorte des landes, barrique, hohes lagerpotential

budai sauvignon blanc 2006, 12,53%, süss (62,8g restzucker, 7,3g säure)
runder, komplexer süsswein, der die sortentypizität des sauvignon blanc in sehr ansprechender weise zum ausdruck bringt


2. station: stiftsweingut apátsági
50 ha, gründung des stiftes im jahre 996,
http://www.apatsagipinceszet.hu

da ich bei der verkostung ausnahmsweise mal keine notizen gemacht habe, sondern mich voll und ganz auf den genuss der weine konzentriert habe, erwähne ich hier das sortiment und gebe eine dringliche empfehlung für alle weine, insbesondere für den traminer, den sauvignon blanc und auf der roten seite für den pinot noir und die cuvée infusio ab.

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modernste kellertechnik in altehrwürdigen gemäuern

die meisten der hier beschriebenen weine sind in marcell major´s "mlvino" erhältlich!
http://www.mlvino.at/

reife früchte

trauben
frisch gelesene chardonnay-trauben, weingut nyakas in etyek buda, ungarn.

Existenzfragen

Neues-Bild

angesichts dieses kunstvoll aufgetürmten haufens menschlicher gebeine stelle ich mir als gerade 42 gewordener schon mal existentielle fragen. wer bin ich? wohin gehe ich? zweitere frage konnte ich an diesem tag klar beantworten - nämlich ins nahe röschitz zum winzerfest.
im bild: der "karner" in eggenburg

Pichlbirne

most

most mundet am besten direkt beim produzenten. im bild: reinsortige pichlbirne beim "pangrazhofer" (fam. eder), tragwein, mühlviertel, oberösterreich.
http://www.pankrazhofer.at

Südbahn-Weine

in unserer jüngsten themenverkostung widmeten wir uns den "südbahn-weinen" (so nannte man früher die weine des weinbaugebietes thermenregion südlich von wien). die thermenregion war schon in der römischen antike vom weinbau geprägt. legionäre in den lagern vindobona und carnuntum brachten önologisches know-how und rebstöcke aus italien. in den späteren jahrhunderten sicherten sich die zisterziensermönche und der deutsche orden die wertvollen rebanlagen. die böden in der thermenregion sind geprägt von lehmigem ton, sandigem lehm und kalksteinbraunerde. das klima ist mild, viel sonne lässt die beeren voll ausreifen. vor allem die burgundersorten (pinot noir, chardonnay, weißburgunder etc.) mögen das. bekannt ist die thermenregion aber vor allem für zierfandler und rotgipfler, die es praktisch nur dort gibt. und bestellte man früher in den wiener weinhäusern einen liter vöslauer, so bekam man nicht das mineralwasser gleichen namens, sondern einen blauen portugieser, der heute noch mit 16% die verbreitetste rotweinsorte der thermenregion ist (quelle: weinforum thermenregion).

als einer der favoriten ging der stadlmann´sche zierfandler "mandel-höh" ins rennen und holte sich dann auch verdientermaßen den sieg mit 18 von 20 möglichen punkten. erwartbar enttäuscht waren wir von der 99er pinot noir grande reserve vom reinisch, denn dieser wein zeigte auch schon bei früheren verkostungen, dass er seine besten jahre schon hinter sich hat oder womöglich nie welche hatte, denn auch schon als 2-3jähriger jungspund war er spröde und kraftlos.überraschend gut in form dafür der liebliche 2001er rotgipfler, ein tombolageschenk vom pfaffstättner großheurigen. weder dessen etikett noch der name des winzers wiesen auf einen interessanten wein hin.

die kostrunde: susi/leo, hemma/wolfgang, ich und als gäste: steffen und marion, die für eine feine kostunterlage sorgten.

und hier die weine in der reihenfolge ihrer bewertung:

1. zierfandler "mandel-höh" 2010, weingut stadlmann, traiskirchen, 13%, trocken (hemma)
exotischer früchtekorb (melone, anklänge von ananas, litschi, reife banane), vielschichtig, gute säure, schöner körper, weißer pfeffer, tabak, grossartiger wein

2. cuvée "chant" (zw, pn, sl) 2009, freigut thallern, gumpoldskirchen, 12,5%, trocken (markus)
ein korb voller beeren (v.a. heidelbeeren, brombeeren), rosmarin, wacholder, herb-kräutrig, harzig/ätherisch, spürbare tanine, fruchtsüße

3. zweigelt klassik 2010, weingut fischer, soos, 12,5%, trocken (susi/leo)
kirschig, karotte, rote rüben, würzig, sehr sortentypisch, tadellos

4. neuburger "mitterwiese" 2010, weingut stadlmann, traiskirchen, 12,5%, trocken (markus)
rumbutter, erinnert an einen barriquewein, mandarine, nussig-mandelbittrig am gaumen, leichte brotrinde

5. rotgipfler "vom berg" 2008, weingut heggenberger, tattendorf, 13,5%, markus
wieder rumbutter, schoko-rumpflaume, lakritze, heißer reifengummi ("burn down"), ätherisch, "beisst am gaumen", kräftig-wuchtig, laut, die rumbutter steigert sich mit zunehmender luft, maskulin

6. zierfandler "overtüre" 2011, weingut piriwe, traiskirchen, 12%, trocken (markus)
karamelig, bisquit, erinnert an weißburgunder (brotig-nussige töne), extraktsüße, reife melone, feine u. präsente säure - gut eingebunden, zuckerwatte, reife banane, mittlerer abgang

7. pinot noir grande reserve 1999, weingut reinisch, tattendorf, 13,5%, trocken (hemma)
maroni, leichter uhu, sauerkraut, yoghurt, hat ihren zenit leider schon überschritten und macht keinen wirklichen trinkspaß mehr

8. rotgipfler 2001, weingut wawra, gumpoldskirchen, 12%, lieblich (hemma)
honig, datteln, gut gereift, weicher lebkuchen, abgang endenwollend, überreife äpfel
ex aequo: rotgipfler "anninger" 2011, weingut stadlmann, traiskirchen, 12,5%, trocken (susi/leo)
burgunderstinkerl, honig/bienenwachs, mango, grapefruit, etwas kurz u. breit im abgang

10. welschriesling 2011, weingut krug, gumpoldskirchen, 12%, trocken (susi/leo)
klaräpfel, zerbissene traubenkerne, sehr grüne banane, melone, sauerampfer, sauerklee, grüne haselnüsse

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der siegerwein aus traiskirchen

"Orange Wines" - mit der vierten weinfarbe zurück zum ursprung

"zurück zum ursprung" heißt nicht nur die bio-linie einer heimischen supermarktkette, sondern beschreibt auch im weinbau die nachfrage vieler konsumenten nach naturbelassenen weinen aus meist biodynamischem anbau, spontanvergoren und ohne zusatz chemischer substanzen. inzwischen arbeiten weltweit zahlreiche winzer nach dieser methode. das besondere an den "orange wines" ist allerdings die maischegärung, die sonst nur bei rotweinen angewandt wird und in diesem fall weißweinen (meist autochthonen sorten im slowenischen und italienischen karstgebiet) einen orangen farbton verleiht.

"orange wines" waren mir bis dato noch nicht sehr geläufig, umso mehr freute ich mich über die einladung egon j. bergers, der uns seine leidenschaft für diese weine sehr eindrucksvoll vermittelte und für dessen gastfreundschaft ich mich an dieser stelle nochmals bedanken möchte. ich wünsche egon viel erfolg bei seinem ehrgeizigen ziel, die "orange wines" in österreich nachhaltig zu etablieren.

mehr zu "orange wines" demnächst auf http://www.orange-wine.eu

wir haben sechs "orange wines" verkostet, hier die auflistung in chronologischer reihenfolge:

1. cuveé sveti mihael 2006, boleslav mervic, sempas, slowenien, 14%
reife früchte, honig, lange fasslagerung

2. friulano la castellada 2007, giorgio e nicolò bensa, collio/oslavje, italien, 13,5%
hollunderblüten

3. ribolla gialla 2008, evangelos paraschos, collio, italien, 13,5%
zitronenmelisse, minze, leichtes bitterl im abgang

4. pinot grigio 2009, paraschos, collio, italien, 13%
dieser wein wird sehr kontrovers bewertet, erinnert farblich an einen rose bzw. hellen pinot noir, aromatisch schwer fassbar, jedenfalls interessant

5. vitovska 2007, paolo vodopivec, sgonico trieste, italien, 12,5%
kräutrig, sehr lang, in der amphore vergoren und gereift

6. malvazija 2009, andrej cep, ankaran, slowenien, 14%
körperreich mit substanz, ein paradvertreter dieser karst-rebe

wer österreichische weißweine mit der für sie typischen stilistik gewohnt ist, also primärfruchtaromen, gekühlte vergärung im stahltank - oft mit aromahefen - der wird sich die "orange wines" erst erarbeiten und "ertrinken" müssen. unserer illustren kostrunde ist das gestern gut gelungen und vielleicht gehen einige von uns als "orange wine" - botschafter hinaus in die welt und künden von der vierten, der orangen dimension im weinbau.

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im rechten glas ist kein rotwein, sondern ein pinot grigio

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mit "orange wines" in der abendsonne über den dächern wiens

Mostkost Ländermatch Teil II

"gsundheit - sollst leb´n!" - dieser mostviertler leitspruch begleitete uns bei teil II unseres freundschaftlichen ländermatches am 8. juni. wir danken frau michi, die uns mit feinem erdäpfelkas und vielen anderen mostaffinen schmankerln bewirtet hat. auch diesmal schafften wir es nicht, die vielen moste zu leeren. geöffnet und verkostet haben wir sie aber schon. so freute ich mich am nächsten abend über eine private "nachverkostung".

1. bio-birnensaft von der roten pichlbirne, fam. adelsberger, randegg, mostviertel, nö
sehr birnig und fruchtsüss

2. baron-frizzante obstperlwein 2011, fam. datzberger, amstetten, mostviertel, nö, 6%, 0,75l
birnige nase, staubtrocken im abgang, eine runde sache, "schnalzt

3. cidre cuveé superior, obsthof reisinger, jauerling, wachau, nö, 5%, 0,2l
alte wachauer apfelsorten, in der nase verhalten, etwas lasch, aber süffig, zeigt erst im abgang, was er kann

4. schafnase 2010, norbert eder, tragwein, mühlviertel, oö, 6,7%, lieblich, 1l
intensives apfelbukett, gut eingebundener restzucker, zitrus

5. braeburn 2011, brunner, ilz, steiermark, 8%, 1l
erinnert an einen grünen veltliner, leicht moussierend am gaumen, herber als die schafnase, sehr apfelig, sehr verführerisch in der nase

6. rubinette 2010, reinhard leeb, niederneukirchen, oö, 8%, 0,75l
leichtes stinkerl, sehr apfelig im abgang, bleibt lange hängen, ein anspruchsvoller most für fortgeschrittene, explosion im mund, sehr klar, wird von der kostrunde differenziert bewertet

7. "doktoren-most" (birnen-mischlingsmost, ungeschwefelt u. unfiltriert), dr. helmar feigl, amstetten, mostviertel, nö, 8,3%, 1 l
weckt jugenderinnerungen, macht ein "pelzgoscherl", interessanter most eines ärztlichen hobbymostmachers, kann nur gesund sein ;-)

8. birnenmost-mischling (stiegl-, dorsch-, u. pichlbirne), karl wagner, strengberg, mostviertel, nö, 6,8%, 1l
aus streuobstlagen, birnige note, viel mousse u. trinkanimo

9. rote pichlbirne, fam. schuh, kaumberg, mostviertel, nö, 7,1%, 1l
birnige note, leichte jasmin- u. zitrusnote

Mostflaschen

steirerkraft

als "steirische genusstankstelle" bezeichnet christian stieninger sein lokal "der steirer in wien". dort bringt er seit märz 2011 für die steirische diaspora in wien und alle freunde der grünen mark allerlei steirische spezereien auf den teller und ins glas.

für unsere illustre verkostungsrunde (susi, leo, katja, werner, hemma, wolfgang und mich) hat christian am 22.5.12 weine vorbereitet, die teilweise so gar nicht den gängigen bildern entsprachen und uns zu überraschen vermochten.

hier die reihenfolge der verkosteten weine samt unserer - wie immer sehr subjektiven und spontanen - eindrücke:

1. gelber muskateller 2011, schwarz, kitzeck, südstmk, 11,5%, trocken
litschi, grüne banane, leicht drospig, relativ viel co2, überraschend herb im abgang, frische säure, grapefruit

2. sauvignon blanc steinbach 2009, strauss, gamlitz, südstmk,14%, trocken
überreife stachelbeeren, grüner spargel mit butter, ganz untypisch, zitronenschnitte mit buttercreme, manner-zitronenschnitten, vanille, brioche, honigmelone, "voi die fettn!", keinerlei alterstöne merkbar

3. chardonnay klassik 2011, heinrich, großwilfersdorf, südoststmk., 12%, trocken
williamsbirne, mostobst, sehr trinkanimierend, melone, spritzige säure

4. weißburgunder hochsulz 2010, dreisiebener stammhaus, sulz, südstmk., 12,5%, trocken
corned beef, eingekochte rindsuppe, schöne säurestruktur, bisquit, braune bananen

5. grauburgunder premium 2010, tschermonegg, glanz an der weinstraße, südstmk., 13,5%, trocken
melone, birne-karamell, eher verhalten in der nase, cremig-buttrig, marzipan, dicht am gaumen, haselnuss, sehr langer abgang, top!!

6. grauburgunder 2011, adam-lieleg, leutschach, südstmk., 13,5%, trocken
roséschimmer, zuckerwatte ("aber nicht bös gemeint"), rosenblüten (obwohls kein traminer ist, "kindsmord" (d.h. nocht viel zu jung), erdbeeren

7. chardonnay fuchsberg 2007, heinrich, großwilfersdorf, südoststmk., 13%, trocken
vanille, "kalifornisch", suggeriert barriqueeinsatz (den´s aber nicht gegeben hat, nur grosses holz), reife ananas, rumbutter, toasting, schlagobers, kraftvoll!

8. sauvignon hochsulz reserve 2007, dreisiebener stammhaus, sulz, südstmk., 15% (!), halbtrocken
dicht und voluminös, deutet in der nase eher in die kalfinornische chardonnay-richtung, thymian, rosmarin, hier wird das mögliche an steirischem wein auf beeindruckende weise ausgereizt, definitiv kein "kindergeburtstagswein"

9. blauer wildbacher 2009, ulz, stainz, weststmk., 13%
hier nicht als rosé vlg. "schilcher" ausgebaut, sondern als rotwein mit markanter säurestruktur und fülliger beerenaromatik. diese flasche ging auf´s haus - wir danken recht herzlich!

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christian stieninger ("DER steirer in wien", links im bild) und ein teil der kostrunde

Mostkost-Ländermatch Teil 1

eine leidenschaftliche mostviertlerin (ingrid), eine von den mostviertler birnenmosten bereits "angefixte" innviertlerin (michi) und ein mühlviertler mit verwandtschaft unter den oberösterreichischen edelmostmachern (ich) - da drängt sich ein freundschaftliches mostmatch geradzu auf. und zur ergänzung aus "neutralem" gebiet noch moste aus der steiermark, die ich beim sympathischen "steirer in wien" http://www.dersteirerinwien.at/ besorgt habe. angesichts der fülle an mosten, die wir verkosten wollten war bald klar, das sich das an einem abend nicht ausgehen wird und so war der 11. mai teil 1 der kost. teil 2 ist bereits terminisiert und ich werde hier natürlich auch davon berichten. wir haben im gegensatz zu den weinverkostungen nicht nach punkten bewertet, sondern einfach unseren geschmacksempfindungen und unserer sinneswahrnehmung freien lauf gelassen. allerhand vorurteilen galt es zu begegnen, denn meine vorstellung von den mostviertler mosten war die einer mageren vielfalt (nur birnenmoste) und unsere mostviertlerin hingegen hielt anfänglich manche oberösterreichischen apfelmoste für "saure hund". nun, diese vorurteile waren auf beiden seiten nach kurzer zeit abgebaut.

hier die verkosteten moste:

1. jonagold 2010, norbert eder vlg. pankratzhofer, tragwein, 0ö, 6,7% - 0,75l
sehr süffig und mild

2. birnen-cider "adam & eva", fam. datzberger vlg. seppelbauer, amstetten, nö, 3%, süss, 0,33l
sehr birnig und fruchtsüss

3. mauthausner lemone-apfel 2010, norbert eder vlg. pankratzhofer, tragwein, oö, 6%, 1l
kräftige säure, prägnante zitrusnoten, herb, aber in keiner phase "pappig" am gaumen, eine rarität am mostsektor

4. amstettner mostbirne, fam. distelberger, gigerreith, nö, 6,5%, 1l
mild, ein klassiker unter den mostviertlern, säure und zucker gut ausgewogen, animierende streuobstwiese in der nase, mit brennessl unterlegt

5. ilzer rosenapfel, brunner, ilz, stmk., 7%, 1l
mild, mit leichtem restzucker unterlegt, sehr trinkanimierend

6. mostello, josef V. farthofer, bio-obstdessertwein aus birnenwein und birnendestillat, drei jahre in eichenfässern gereift, 18,2%
die überraschung des abends, ein "gespriteter" most, der in der portweinliga mitspielt, bernsteinfarbene, dezente birne mit gut eingebundenem tanninton, aromatisch-würzige note

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most wanted - nicht im bild: der birnen-cider-piccolo

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der mostviertler mostbaron/inn/enhut auf ingrid´s haupt

"historische" weine auf historischem boden

weinverkostungen in besonderem ambiente gehören in unserer eventverliebten zeit schon fast zum standardprogramm. der rurale weinkeller, der vom architekten gestaltete verkostungsraum mit grossformatigen schüttbildern á la nitsch, die zum veranstaltungssaal umgewidmete kirche - alles wunderbar.
"been there, done that".
aber eine verkostung gereifter weine an einem zeitgeschichtlich bedeutenden ort war auch für einen weitgereisten weinfreund wie mich eine premiere.
mein onkel rudi und meine tante zita (denen an dieser stelle für die bereitstellung der weine und die freundliche bewirtung nochmal gedankt sei) luden zur verkostung in ebenjenen ehemaligen bauernhof in meinem heimatort bad zell, den eine gewisse magdalena grillenberger (vulgo wagenlehnerin) auch schon bewohnte und die samt einem grossteil ihrer familie opfer des letzten grossen hexenprozesses (1729 - 1731) in oberösterreich wurde.
und ich hatte auch die gelegenheit, während der verkostung in den transkripierten akten des prozesses zu schmökern.

zur erfrischung des gaumes und zur einstimmung auf die verkostung begannen wir mit einem jungen riesling einer wiener hobbywinzerin, bei der ich zuweilen als freiwilliger lesehelfer tätig bin.

* junger riesling nussberg/untere schos 2011, maria grötzer, wien, 12,5%
grüner apfel (und damit ungewöhnlich für einen riesling), rassige säure, zitrusnoten

* gelber muskateller clarissima 2003, weinbau karl gruber, mittelberg, langenlois, kamptal, 12%
deutlich oxidative noten, am gaumen aber überraschende frische, der wein hat zwar den zenit seiner trinkreife definitiv überschritten, zeigt aber spannende facetten

* sauvignon blanc kirchleiten 1999, weingut winkler-hermaden, kapfenstein, südoststeiermark, 12,5%
schön gereift, leichte oxidative töne, hollunderbeeren, in ansätzen brennessl, langer abgang, minze, melisse, honig, fett u. buttrig, toll!

* riesling zöbinger gaisberg alte reben 1998, weingut hirsch, kammern, kamptal, 13%
für gereifte rieslinge typischer petrolton, bittermandeln, pfirsichcutney, in topform!

* ambrae del poliziano bianco 1998, poliziano, montepulciano, toskana, 13,5%
sehr burgundisch, kletznbrot, honigmelonen

* das beste vom weißburgunder 1997, weingut ernst triebaumer, rust, neusiedlersee-hügelland, burgenland, 13,5%
dieser wein fiel leider dem korkteufel zum opfer , schade, schade!

* chardonnay pandkräftn 1997, weingut ernst triebaumer, rust, neusiedlersee-hügelland, burgenland, 13,5%
auch der zweite "et" ein ausfall, zwar kein kork, aber unangenehme mufftöne, ein wein, in den wir grosse hoffnungen gesetzt haben, die aber unerfüllt bleiben mussten

* mount athos 2006, griechenland, 13,5%
zu diesem wein habe ich leider keine kostnotizen mehr gemacht, zu groß war der schmerz über die ausfälle der beiden triebaumer-weine

resumée: 7 gereifte weine, davon zwei ausfälle und zwei weine in topform mit hohem genussfaktor. es zahlt sich also allemal aus, manch flasche für ein jahrzehnt zur seite zu legen und mit den schraubverschlüssen gehören auch korkausfälle der vergangenheit an.

7 x Ungarn

nach längerer pause habe ich wieder einmal eine verkostung in einer vinothek organisiert, diesmal in der neuesten anlaufstelle für ungarische weine (siehe dazu meinen bericht http://katzenschlaeger.twoday.net/stories/75230139/ )

geschäftsführer marcel major hat für 9 meiner freund/innen und mich 7 weine (4 weiße, 2 rote, einen süssen) vorbereitet.
die weine stammen von den drei weingütern apátsági, vida und nyakas.

apátsági ist ein seit dem jahr 996 bestehendes benediktinerkloster und bewirtschaftet etwa 50 ha in pannonhalma, dem kleinsten der 22 ungarischen weinbaugebiete.

hier unsere verkostungsnotizen, löblich erwähnen möchte ich besonders die junge rosa, die mit ihren 13 lenzen schon ein beachtliches sensorisches talent bewiesen hat.

1. tricolis cuveé 2011 (50% welschriesling, 30% rheinriesling, 20% traminer), weingut apátsági, pannonhalma, 13%
grüner apfel, zwetschke im abgang, der traminer überraschend dezent, vermutlich, weil traminer in ungarn fast nur sehr trocken ausgebaut wird

2. sauvignon blanc 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
käse, frisches grünes gras, kräutrig, bananig

3. rajnajrizling 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
dezente steinobstaromen, eher pfirsich- u. marillenmarmelade denn die frischen früchte, auch erdbeeren; süße, gelbe äpfel, birnen

4. tramini 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
staubtrocken und somit ungewohnt für heimische gaumen, rosenblüten

5. kadarka 2009, weingut vida, 12% (autochtone ungarische rotweinsorte, der kakarka vom weingut vida stammt aus bis zu 110 jahre alten reben)
erdige töne, ev. mit einem blauen portugieser vergleichbar, verspricht am gaumen mehr als er im abgang hält, unkomplizierter, süffiger wein mit trinkanimo

6. merlot 2009, weingut vida, 14%
vanille, weichsel, der hohe alkohol gut eingebunden, "mon cherie"

7. sauvingon spätlese 2006, weingut nyakas
hochkonzentrierte aromatik, gutes säuregerüst, pilzig, reife hollunderbeeren, üppige brennessl, ein wein, der trotz seiner reife noch weiteres entwicklungspotential versprichti>

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die verkostungsrunde im "ml vino", wiedner hauptstraße 33, 1040 Wien (foto: siegfried s.)

"bloggito ergo sum"

Folgendes Interview habe ich einer deutschen Journalistin gegeben:


1. Wann ging Ihr Weinblog erstmals online? Was ist für Sie das Alleinstellungsmerkmal Ihres Blogs gegenüber anderen?

Meinen Weinblog gibt es seit knapp zwei Jahren. Die meisten Weinblogs werden von Winzern oder Weinhändlern geschrieben, die verfolgen dabei natürlich auch ökonomische Interessen. Ich habe beruflich nicht mit Wein zu tun und kann dadurch meinen sehr privaten Zugang zum Thema Wein einem interessierten Netzpublikum präsentieren.

2. Wie sind Sie auf die Idee zu einem Weinblog gekommen? Wie sind die Leute dafür zusammengekommen?

Wein ist für mich eines der faszinierendsten Genussmittel und ich beschäftige mich seit 20 Jahren damit. Freunde von mir haben mich öfter gefragt, ob ich ihnen nicht von meinem Weinreisen berichten oder ihnen Weinempfehlungen geben kann – so bin ich auf die Idee gekommen, mit meinem Weinblog eine Plattform zu schaffen, auf der ich mich mit meinen Freunden austauschen kann. Wenn noch viele andere Weinfreunde oder Weininteressierte meine Beiträge lesen und mir Kommentare posten, freut´s mich! Und die Statistik zeigt mir, dass ich immer mehr Leser bekomme. Die meistgelesenen Beiträge sind – wenig überraschend – jene, die ich mit anderen Web 2.0 – Plattformen wie z.B. facebook verlinke.

3. Welche Vorteile sehen Sie in einem Weinblog im Vergleich zu sonstigen Informationsmöglichkeiten über Weine?

Als privater Weinfreund liegen für mich die Vorteile eines Weinblogs ganz klar in den geringen Produktionskosten und der theoretisch unbegrenzten Reichweite. Mein Weinblog ist aber auch mein persönliches Archiv, auf das ich schnell und unkompliziert zugreifen und mich daran erinnern kann, welche Weinbaugebiete ich besucht und welche Weine mir dort besonders geschmeckt haben. Ich stelle neben detaillierten Verkostungsnotizen auch Fotos in meinen Blog, dadurch „menschelt“ er sehr und ist nicht so textlastig. Ich will ja nichts verkaufen, sondern der Welt zeigen: „Seht her, wir Weinfreunde sind Genussmenschen, wir wissen Gutes zu schätzen und haben eine lebensbejahende Einstellung!“

4. Wie viel Arbeit investieren Sie ungefähr pro Woche in Ihr Blog? Sie können das gern aufteilen nach „technischer“ Arbeit, Weingenuss und Weinbeschaffung.

Ich schreibe nicht täglich, sondern nur dann, wenn mir etwas berichtenswert erscheint. Dafür wende ich ca. 1 Stunde pro Woche auf. Meist habe ich schon vorher ein Thema im Kopf und feile gedanklich an den Formulierungen, denn ich habe einen stilistischen Mindestanspruch an meine Texte. Inhaltlich kompetent und trotzdem leicht lesbar und launig. Sie sollen Lust auf mehr machen – vor allem Lust darauf, selbst mal im Freundeskreis eine Verkostung zu einem bestimmten Thema zu organisieren oder eine Weinreise zu unternehmen. Wer seine Sensorik für´s Weinverkosten trainiert, wird auch mit „offener Nase“ durch die Welt gehen und seinen olfaktorischen Horizont erweitern. Dann nimmt man plötzlich seinen Partner, seine Partnerin intensiver wahr und das kann auch dem Sexleben einen neuen Kick geben.

5. Wie bekommen Sie ihre Weine? Wie viel Geld investieren Sie da pro Woche oder Monat? Bekommen Sie mittlerweile auch Weine zum Probieren und Vorstellen zugeschickt?

Ich kaufe fast alle meine Weine direkt beim Winzer. So lerne ich das Gesicht hinter dem Wein kennen und zahle den günstigeren Ab-Hof-Preis. Nur wenn ich z.B. für eine Verkostung Weine brauche, die ich nicht im Keller habe, kaufe ich im Fachhandel ein. Wenn ich tolle Weine eines noch nicht so bekannten Winzers entdecke, freut mich das mehr als wenn ich von einem Starwinzer einen Karton eines besonders begehrten und nachgefragten Weines ergattere. Mehr als 50-70 Euro pro Monat gäbe ich derzeit für meine Weineinkäufe nicht aus, denn ich habe mir in den letzten Jahren ein gut gefülltes Lager angelegt und trinke Wein nur, wenn ich Besuch habe oder eine Verkostung organisiere. In so eine Themenverkostung (Thema meiner letzten Verkostung waren Wiener Weine) bringe ich dann aber schon mal 7,8 Flaschen ein. Ein Kostenfaktor sind natürlich auch die Weinutensilien, ich lege z.B. großen Wert auf gute Gläser und die sind nicht billig.
Probeweine habe ich bisher leider noch nicht zugeschickt bekommen, ich würde sie natürlich bewerten und in meinem Blog beschreiben. Nur einmal hat mir ein Weinhändler eine Provision angeboten, wenn ich ihm Kunden vermittle. Dieses Angebot habe ich freundlich abgelehnt.


6. Blogs funktionieren ja als Zwei- oder Mehr-Wege-Kommunikation. Welche Rolle spielen Ihre Leser bei Ihrer Arbeit am Blog? Kritisches Publikum? Tippgeber?

Für wen machen wir unsere Blogs, wenn nicht für unsere Leser? Nur für mich alleine könnte ich auch ein elektronisches Tagebuch führen. Nein, natürlich wollen wir Blogger auch gelesen werden, so viel Eitelkeit muss erlaubt sein. Ich sehe meine Leser nicht nur als Kritiker und Tippgeber, ein Beitrag ist für mich dann „erfolgreich“, wenn ich es schaffe, eine Diskussion zu entfachen, an der sich möglichst viele Leser beteiligen. Insofern war mein bisher „erfolgreichster“ Artikel der über Schraubverschlüsse als Alternative zum Kork. Hier habe ich parteiisch für den Schraubverschluss plädiert und damit einen lebhaften Disput zwischen männlichen und weiblichen Lesern entfacht, die darüber sinniert haben, welche Verschlussform den höheren Sexy-Faktor hat.

Besuch beim Nachbarn

ein blick über den vinophilen tellerrand muss nicht gleich bis in die neue welt abschweifen, auch unsere östlichen nachbarländer bieten schon lange feine weine. die österreichische eigenart kümmert sich allerdings herzlich wenig um das, was rings herum passiert, denn wir halten uns ja bekanntlich in unserer persönlichkeitsimmanenten egozentrik und selbstüberschätzung (die uns aber andererseits nicht vor einem gehörigen minderwertigkeitskomplex schützt) für den nabel der welt.
eine nichtrepräsentative umfrage in meinem bekannten- u. freundeskreis hat diese annahme leider bestätigt. so gut wie niemand kennt weine aus tschechien, der slowakei, ungarn oder slowenien.
in der wiedner hauptstraße 33 hat der sympathische ungar marcel major mit seinem "ml vino" ein kompetenzzentrum für die weine unserer magyarischen nachbarn eingerichtet.
http://www.mlvino.at/
an die 20 weine werden sehr fair kalkuliert ausgeschenkt, dazu gibt´s ungarische tapas . Hingehen!

"Sauvignoneske" Veltliner?

sage noch einer, das "regionale weinkomitee weinviertel" wäre nicht lernfähig. nachdem im vorjahr die winzer und das publikum in nur einem saal der hofburg für einen unfreiwillig hohen kuschelfaktor sorgten (siehe den vorjahresbericht http://katzenschlaeger.twoday.net/stories/i-survived-the-crowd ), wurden heuter neben dem festsaal auch der schöne zeremoniensaal und die seitengalerie angemietet. die weinviertel-dac-präsentation am 1. märz ging dadurch deutlich entspannter über die bühne.

die facts: 133 winzer präsentierten an die 300 grüne veltliner der jahrgänge 2011 (klassik und lagen) und 2010 (reserve).

die weingüter taubenschuss, roland minkowitsch, hagn, laurer, herbert zillinger, prechtl und ewald gruber lieferten wieder die erwartbaren topqualitäten und mit dem weingut daffert aus roggendorf und weilinger aus jedenspeigen überraschten mich zwei mir bis dahin nicht geläufige winzer mit ihren veltlinern.

die verfechter des "veltliner-reinheitsgebotes" (- grüner veltliner aus dem weinviertel ist nur dann sortentypisch, wenn er das vielzitierte "pfefferl", also die würze vom weißem pfeffer und maximal noch mineralistische noten hat) waren allerdings einigermaßen irritiert, vermeinten sie doch immer wieder "dropsige" eiszuckerlnoten und eine "sauvingnoeske" note zu erkennen. für mich gehören exotische fruchtnuancen einfach zur großen bandbreite, die der veltliner aufweist und die ihn zu recht zur nr. 1 unter den heimischen rebsorten macht. und um den uns der rest der welt beneidet.

apropos rest der welt: nach wien, linz, salzburg, götzis und münchen tourt der weinviertel dac heuer erstmals auch in die deutsche hauptstadt. möge er dem berliner bären ordentlich pfefferl unterm hintern machen.

http://www.weinvierteldac.at/index.php?id=706
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