Kostnotizen

"historische" weine auf historischem boden

weinverkostungen in besonderem ambiente gehören in unserer eventverliebten zeit schon fast zum standardprogramm. der rurale weinkeller, der vom architekten gestaltete verkostungsraum mit grossformatigen schüttbildern á la nitsch, die zum veranstaltungssaal umgewidmete kirche - alles wunderbar.
"been there, done that".
aber eine verkostung gereifter weine an einem zeitgeschichtlich bedeutenden ort war auch für einen weitgereisten weinfreund wie mich eine premiere.
mein onkel rudi und meine tante zita (denen an dieser stelle für die bereitstellung der weine und die freundliche bewirtung nochmal gedankt sei) luden zur verkostung in ebenjenen ehemaligen bauernhof in meinem heimatort bad zell, den eine gewisse magdalena grillenberger (vulgo wagenlehnerin) auch schon bewohnte und die samt einem grossteil ihrer familie opfer des letzten grossen hexenprozesses (1729 - 1731) in oberösterreich wurde.
und ich hatte auch die gelegenheit, während der verkostung in den transkripierten akten des prozesses zu schmökern.

zur erfrischung des gaumes und zur einstimmung auf die verkostung begannen wir mit einem jungen riesling einer wiener hobbywinzerin, bei der ich zuweilen als freiwilliger lesehelfer tätig bin.

* junger riesling nussberg/untere schos 2011, maria grötzer, wien, 12,5%
grüner apfel (und damit ungewöhnlich für einen riesling), rassige säure, zitrusnoten

* gelber muskateller clarissima 2003, weinbau karl gruber, mittelberg, langenlois, kamptal, 12%
deutlich oxidative noten, am gaumen aber überraschende frische, der wein hat zwar den zenit seiner trinkreife definitiv überschritten, zeigt aber spannende facetten

* sauvignon blanc kirchleiten 1999, weingut winkler-hermaden, kapfenstein, südoststeiermark, 12,5%
schön gereift, leichte oxidative töne, hollunderbeeren, in ansätzen brennessl, langer abgang, minze, melisse, honig, fett u. buttrig, toll!

* riesling zöbinger gaisberg alte reben 1998, weingut hirsch, kammern, kamptal, 13%
für gereifte rieslinge typischer petrolton, bittermandeln, pfirsichcutney, in topform!

* ambrae del poliziano bianco 1998, poliziano, montepulciano, toskana, 13,5%
sehr burgundisch, kletznbrot, honigmelonen

* das beste vom weißburgunder 1997, weingut ernst triebaumer, rust, neusiedlersee-hügelland, burgenland, 13,5%
dieser wein fiel leider dem korkteufel zum opfer , schade, schade!

* chardonnay pandkräftn 1997, weingut ernst triebaumer, rust, neusiedlersee-hügelland, burgenland, 13,5%
auch der zweite "et" ein ausfall, zwar kein kork, aber unangenehme mufftöne, ein wein, in den wir grosse hoffnungen gesetzt haben, die aber unerfüllt bleiben mussten

* mount athos 2006, griechenland, 13,5%
zu diesem wein habe ich leider keine kostnotizen mehr gemacht, zu groß war der schmerz über die ausfälle der beiden triebaumer-weine

resumée: 7 gereifte weine, davon zwei ausfälle und zwei weine in topform mit hohem genussfaktor. es zahlt sich also allemal aus, manch flasche für ein jahrzehnt zur seite zu legen und mit den schraubverschlüssen gehören auch korkausfälle der vergangenheit an.

7 x Ungarn

nach längerer pause habe ich wieder einmal eine verkostung in einer vinothek organisiert, diesmal in der neuesten anlaufstelle für ungarische weine (siehe dazu meinen bericht http://katzenschlaeger.twoday.net/stories/75230139/ )

geschäftsführer marcel major hat für 9 meiner freund/innen und mich 7 weine (4 weiße, 2 rote, einen süssen) vorbereitet.
die weine stammen von den drei weingütern apátsági, vida und nyakas.

apátsági ist ein seit dem jahr 996 bestehendes benediktinerkloster und bewirtschaftet etwa 50 ha in pannonhalma, dem kleinsten der 22 ungarischen weinbaugebiete.

hier unsere verkostungsnotizen, löblich erwähnen möchte ich besonders die junge rosa, die mit ihren 13 lenzen schon ein beachtliches sensorisches talent bewiesen hat.

1. tricolis cuveé 2011 (50% welschriesling, 30% rheinriesling, 20% traminer), weingut apátsági, pannonhalma, 13%
grüner apfel, zwetschke im abgang, der traminer überraschend dezent, vermutlich, weil traminer in ungarn fast nur sehr trocken ausgebaut wird

2. sauvignon blanc 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
käse, frisches grünes gras, kräutrig, bananig

3. rajnajrizling 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
dezente steinobstaromen, eher pfirsich- u. marillenmarmelade denn die frischen früchte, auch erdbeeren; süße, gelbe äpfel, birnen

4. tramini 2011, weingut apátsági, pannonhalma, 13%
staubtrocken und somit ungewohnt für heimische gaumen, rosenblüten

5. kadarka 2009, weingut vida, 12% (autochtone ungarische rotweinsorte, der kakarka vom weingut vida stammt aus bis zu 110 jahre alten reben)
erdige töne, ev. mit einem blauen portugieser vergleichbar, verspricht am gaumen mehr als er im abgang hält, unkomplizierter, süffiger wein mit trinkanimo

6. merlot 2009, weingut vida, 14%
vanille, weichsel, der hohe alkohol gut eingebunden, "mon cherie"

7. sauvingon spätlese 2006, weingut nyakas
hochkonzentrierte aromatik, gutes säuregerüst, pilzig, reife hollunderbeeren, üppige brennessl, ein wein, der trotz seiner reife noch weiteres entwicklungspotential versprichti>

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die verkostungsrunde im "ml vino", wiedner hauptstraße 33, 1040 Wien (foto: siegfried s.)

"Sauvignoneske" Veltliner?

sage noch einer, das "regionale weinkomitee weinviertel" wäre nicht lernfähig. nachdem im vorjahr die winzer und das publikum in nur einem saal der hofburg für einen unfreiwillig hohen kuschelfaktor sorgten (siehe den vorjahresbericht http://katzenschlaeger.twoday.net/stories/i-survived-the-crowd ), wurden heuter neben dem festsaal auch der schöne zeremoniensaal und die seitengalerie angemietet. die weinviertel-dac-präsentation am 1. märz ging dadurch deutlich entspannter über die bühne.

die facts: 133 winzer präsentierten an die 300 grüne veltliner der jahrgänge 2011 (klassik und lagen) und 2010 (reserve).

die weingüter taubenschuss, roland minkowitsch, hagn, laurer, herbert zillinger, prechtl und ewald gruber lieferten wieder die erwartbaren topqualitäten und mit dem weingut daffert aus roggendorf und weilinger aus jedenspeigen überraschten mich zwei mir bis dahin nicht geläufige winzer mit ihren veltlinern.

die verfechter des "veltliner-reinheitsgebotes" (- grüner veltliner aus dem weinviertel ist nur dann sortentypisch, wenn er das vielzitierte "pfefferl", also die würze vom weißem pfeffer und maximal noch mineralistische noten hat) waren allerdings einigermaßen irritiert, vermeinten sie doch immer wieder "dropsige" eiszuckerlnoten und eine "sauvingnoeske" note zu erkennen. für mich gehören exotische fruchtnuancen einfach zur großen bandbreite, die der veltliner aufweist und die ihn zu recht zur nr. 1 unter den heimischen rebsorten macht. und um den uns der rest der welt beneidet.

apropos rest der welt: nach wien, linz, salzburg, götzis und münchen tourt der weinviertel dac heuer erstmals auch in die deutsche hauptstadt. möge er dem berliner bären ordentlich pfefferl unterm hintern machen.

http://www.weinvierteldac.at/index.php?id=706

Alte Säcke

P1010990

themenverkostung am 4. februar 2012 bei susi & leo
thema: "alte säcke" - gereifte weine "10 years back and older"
noch dabei: christina, christine, hemma, wolfgang und ich

eine meiner erwartungen an diese verkostung hat sich erfüllt: manche der "alten säcke" entpuppten sich mit zunehmender "atmungsaktivität" als sympathische "junghupfer" mit einer juvenilen frische, die auch jene überzeugt hätten, die gereiften weinen immer noch kein lagerpotential zugestehen wollen. solche skeptiker waren allerdings nicht zugegen und für uns, die wir uns wacker durch das ambitionierte programm von 14 weinen durcharbeiteten (die ausfallsquote lag erfreulicherweise bei nur einer flasche!), haben die "alten säcke" einen fixplatz in unseren herzen und kellern.

und ich hatte ein déjà-vu: zum zweiten mal schaffte ich es, mit meinen beiden in die verkostung eingebrachten weinen den ersten und letzten platz zu machen (zuletzt gelang mir das bei der "tutti i dac"- verkostung. meine 99er trockenbeerenauslese war ein erwartbarer anwärter auf einen stockerlplatz. umso mehr enttäuschte aber der weiße pannobile 97, der seine optimale trinkreife schon hinter sich hatte.

hier nun die kostnotzizen im detail:

1. chardonnay trockenbeerenauslese 1999, hans & anita nittnaus, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, süss (markus)
bleistift, kandierte ananas mit schlagobers

2. sauvignon blanc beerenauslese 1999, hans & anita nittnaus, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, süss (leo)
schwarzbrot, oregano, zitronenmelisse, gebackene bananen mit honig (vom chinesen)

3. blaufränkisch/syrah 2002, michaela & gerhard lunzer, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, trocken (leo)
würzig, waldbeeren, "kühle" aromatik, extraktsüße, süffig-symphatisch, reif, aber nicht überreif, brombeeren

4. cuvée rosenberg 1999 (cs, me, zw), gerhard markowitsch, göttlesbrunn, carnuntum, niederösterreich, 13,5%, trocken (hemma)
kümmel, rote rüben, süße kirschen, herbslaub, pilze, blutorangen, leder in der nase

5. cabernet sauvignon/merlot 2001, michaela & gerhard lunzer, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, trocken (susi)
in der nase eine mischung aus altem schweiß und alter gemüsesuppe, schwarzes ribiselgelee, hagebutten, orangenmarmelade, orangen-petz

6. cuvée paulus 2002 (bf, cs, zw), paul lehrner, horitschon, mittelburgenland, 13,5%, trocken (susi)
uhu in der nase, cherry-brandy, etwas chemisch (wundbenzin), tannenwald, zwetschkenröster ohne zimt, bitterschokolade am gaumen, kräftige tannine, schwierig zu beschreiben, aber spannend

7. szapary reserve 1999 (bf, bp, zw), meixner, eisenberg, südburgenland, 13% trocken (leo)
in der nase dezent, geraspelte karotten, enorme fruchtsüße, fette schlieren, symphatisch-jugendlich

8. shiraz mokulta 1997, barossa valley estate, south australia, 14,5%, trocken (susi)
leichte eintrübung, "schädelwehblumen" (jasmin, narzissen?)

pinot blanc hagelsberg 2000, familie pitnauer, göttlesbrunn, carnuntum, niederösterreich, 13%, halbtrocken (leo)
kaffeecreme, "werthers echte"-malzzuckerl, mollig und rund, "breiter lackl", kräftiger alkohol, dezenter barriqueeinsatz, melone, birne, banane

10. pannobile rotweincuvée 2000, helmut renner, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, trocken (leo)
tabak, joghurt, milchsauer eingelegtes kraut, champagnerkraut vom "sauerkraut-leo" am naschmarkt, druckvoll am gaumen

11. cuvée franz josef 1999 (cs, zw), familie pitnauer, göttlesbrunn, carnuntum, niederösterreich, 14%, trocken (hemma)
hustensaft, johannisbeergelee, lakritze, kirsch-petz, kratzig, tabak (zigarre), leichte eintrübung (vom transport?)

12. pinot blanc 2000, michaela & gerhard lunzer, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, trocken (leo)
lindenblütenhonig, karamel, am gaumen leichtes bitterl, hollunderblütensirup, füllig, ätherisch, sehr präsent, auf der zunge "dampfend", spürbarer alkohol, bittermandeln, kletznbrot, trockenfrüchte, extraktsüße

13. pannobile 1997 (wb, ch), helmut renner, gols, neusiedlersee, burgenland, 13,5%, trocken (markus)
sherrynoten, mostreben, whiskeyaromatik, harzig, walnußschalen, reißt im abgang ab, parfüm einer alten dame, kaffeetorte, gar nicht brandig

Vins d´Alsace - Verkostung am 12.11.11

als grosser riesling-freund freute ich mich diesmal besonders auf unsere themenverkostung, die uns in den elsass führte. der elsass mit seiner wechselvollen französisch-deutschen geschichte gilt ja als ausgewiesenes weißweingebiet, das vom riesling domiert wird. ein pinot noir bildete die ausnahme von der regel. überraschenderweise schaffte es aber ein grauburgunder auf das siegerpodest. dieser und der zweitplatzierte, ein riesling, waren 2006er. soviel zum irrglauben, weißweine hätten kein grosses lagerpotential. im elsass vertraut man leider immer noch dem naturkorken, der korkfehler-ausfall hielt sich aber erfreulicherweise in grenzen, nur einen riesling grand gru mussten wir ausscheiden.

elsass gehört mit ca. 14.500 hektar zu den eher kleineren, aber sehr eigenständigen weinbaugebieten in frankreich. es zieht sich in einem teilweise nur wenige kilometer langen band entlang des rheins von strassburg im norden bis mulhouse (mühlhausen).

die verkostungsrunde:
susi, leo, hemma, wolfgang, joe, dani, markus, christine, bernadette

die weine wurden, wenn nicht anders angegeben, von hemma spendiert.

platz 1: pinot gris zellenberg 2006, marc templé, zellenberg, 13,5%
sakral in der nase (weihrauch), pilzig, kaffeecreme, vielschichtig

2. riesling grand cru kirchberg de ribeauvillé 2006, louis sipp, ribeauvillé, 13,5%
rauchig, gummig, petrolnote, blockbuster, hat druck, zwetschke, langer abgang, dominater wein mit profil und sendungsbewußtsein, starke persönlichkeit - wird sehr zwiespältig beurteilt

3. pinot gris hinterburg de katzenthal 2008, meyer-fonné, katzenthal, 13%
baumrinde, honig, harz, lieblich (?), ausgewogen, kandierte orangen, gar nicht so uncharmant, vorweihnachtlich, mandarinenkompott, früchtetee, mango, gut eingebundene säure

4. riesling grand cru kirchberg de ribeauvillé 2000, louis sipp, ribeauvillé, 12,5%
reife petroltöne, honig-mandel-parfait mit karamellgitter, zu süss gemachte wildsauce, salzig im abgang, bleibt lang, kein schmeichler, cremeschnitte

5. gewurztraminer grand cru wineck-schlossberg 2008, katzenthal, 13,5% (markus)
holler, traubig, rosen, aromatisiert, karottentorte, rokoko, lychee

ex aequo:
riesling "le kottabe" 2008, josmeyer & fils, wintzenheim, 12,5%
pilze (eierschwammerl), feuchte tapete, stoffig, kreideschlieren, ungewöhnliche mineralik, salzig, trüffel, ein wein für fortgeschrittene

6. pinot noir elevé en pièces 2008, meyer-fonné, katzenthal, 13%
vanillecreme, kirschkompott, bitterl am gaumen, tabak, bitterschokolade, marillenkerne

7. gewurztraminer zellenberg 2006, marc tempé, zellenberg, 13%
krautig, vegetal, stinkerl, hollerblüten, kardamon, roher lebkuchenteig

8. riesling 2009, hugel & fils, riquewihr, 12% (christine)
champignons, sauerkraut, kräutrig-vegetal, eingelegtes gemüse, klarer, frischer riesling, trinkanimierende säure, mandelbitterl, kriecherl, staubtrocken, limette, vanille, nektarine

9. riesling "le kottabe" 2009, josmeyer & fils, wintzenheim, 12,5 % (joe)
pudrig, karamellig, ananas aus der dose (mit schlagobers), am gaumen nicht so fett wie die nase suggeriert, cremig, fette schlieren, im abgang fehlt die säure

10. pinot blanc 2008, louis sipp, ribeauvillé, 12,5%
reif, getrocknete datteln (im nikolaussackerl), feigen, kletznbrot, honig, erinnert an mostäpfel

ex aequo:
alliance 2007 (chasselas = gutedel, riesling, pinot blanc, pinot gris, gewurztraminer), marc templé, zellenberg, 13% (18 monate reife im holzfass)
schwarzbrot, sauerteig, grapefruit und kaffee am gaumen, rassige säure, eine "wildsau", unelegant, rosenblüten

wegen korkfehler ausgeschieden:
riesling grand cru wineck-schlossberg, meyer-fonné, katzenthal, 13%

P1010988

infos zu den weingütern:
(Quelle: Der große Johnson, 6. Ausgabe/19. Aufl., 2009)

Hugel & Fils: 126 ha., www.hugel.fr – „Hugel, ein Mittelding aus Winzer und Trauben-négociant (Händler, Anm. HM), bereitet seit 1693 Wein. Seine Rebberge in Riquewihr erbringen Spitzenerzeugnisse, allen voran die Grands Crus Schoenenbourg und Sporen. Gleichwohl etikettieren die Hugels ihre Abfüllungen nicht als Grands Crus. Der Hausstil ist voll, rund und geschmeidig, die Weine werden trocken ausgegoren.“ (ebd., S. 180)

Josmeyer: 25 ha, www.josmeyer.com – „Weinbauer und négociant seit 1854. Biodynamisch bewirtschaftete Flächen in Wintzenheim und Turkheim, darunter fünf Hektar in den Grands Cru Hengst und Brand …“ (ebd., S. 181)

Francois & Felix Meyer-Fonné: 10 ha, www.meyer-fonne.com – „Ein Gut im Aufwind. Seine besten Weine bereitet Felix Meyer aus Riesling und Pinot gris. Das Preis-Leistungs-Verhältnis der Basislinien ist hervorragend, allerdings haben die Grand-Cru-Kreszenzen aus den Lagen Kaefferkopf und Wineck-Schlossberg mehr Persönlichkeit.“(ebd., S. 182)

Anne-Marie & Marc Tempé: 8 ha., www.marctempe.fr – „1995 erntete man den ersten Jahrgang auf diesem Gut, das schon in der darauffolgenden Saison auf biodynamischen Weinbau umstieg. Alle Gewächse werden in Fässern vinifiziert; die meisten bleiben bis zu zwei Jahre ohne Abstich auf der Hefe. Tempés Abfüllungen sind derzeit schwer in Mode, geraten mitunter aber unbeständig.“

Nicht im großen Johnson, aber deshalb nicht weniger empfehlenswert:
Louis Sipp: ca. 40 ha., www.sipp.com – Im Weinführer „Alsace“ aus der Reihe „Vins de France et du Monde“ (2008) steht u.a. zu lesen: „Le riesling grand cru Kirchberg reste une modèle d’expression et de régularité.“ – Gute Bewertungen in „la revue du vin de france“ und „le figaro magazine“.

retzer weinwoche 2.7.2011

42 mal (solange gibt´s die retzer weinwoche schon) war ich zwar noch nicht dabei, aber seit etlichen jahren pilgere ich in den sparkassengarten zur grossen leistungsschau des retzerlandes. ich weiß auch nicht, ob es diesmal wer geschafft hat, alle 800 weine zu probieren. das ginge wohl nur mit konsequentem ausspucken. ich alte reblaus überlasse das spucken lieber den berufsverkostern und autofahrern und widme mich einer kleinen, feinen auswahl an sortensiegern, weinen aus dem "kreis der besten" und gewächsen von winzern meines vertrauens. die offizielle bewertung ist hier nachzulesen:

http://www.retzer-weinwoche.at/

mir hat der sortensieger in der kategorie "grüner veltliner leicht & trocken" vom weingut breitenfelder in kleinriedenthal besonders gemundet. in der nase schlägt gleich mal die grapefruit ordentlich zu und im abgang zeigt sich eine wunderschöne mineralistik und eine - wie´s so schön heißt - "trinkanimierende" säure! Ideal für die terasse oder für´s schwimmbad.

Frankovka

bei meinem jüngsten bratislava-trip am 1.7.11 besuchte ich das "frankovka festival" und war überrascht über die qualitiät der slowakischen weine, insbesonders jener aus der bekannten kleinkarpatischen weinstrasse und aus der region modra. vom weinland slowakei werden wir bestimmt noch mehr gutes hören!

"wine & the city - wien.wein.wunder"

Der Wiener Wein hat seine alleinige Daseinsberechtigung zum Abfüllen durstiger Heurigengäste schon längst überwunden. Wir trafen uns daher am 20. mai 2011 bei mir zuhause, um nach einigen Jahren der erfolgreichen Implementierung des "Wiener Weinwunders" eine private Zwischenbilanz zu ziehen. Gleich vorweg: wir waren überrascht über das hohe Niveau im Wiener Weinbau und die Qualität des von vielen Hobby- und Nebenerwerbswinzern produzierten Hauptstadtweines.

Unsere Verkostung hat dann auch einer dieser engagierten Nebenerwerbswinzer gewonnen. Peter Uhler, hauptberuflich Schrammelmusiker, der mit seinem Gemischten Satz von Nussberg für das grosse Hallo an diesem Abend gesorgt hat.
http://www.weinuhler.at

Peter Uhler ist übrigens auch einer der vier Orchideenwinzer, einer Vereinigung von Weinidealisten mit viel Liebe zum Wein.
http://www.wiener-orchideen-winzer.at/

Beeindruckend auch die Fakten zum Wiener Wein:
680 ha Rebflächen, die von 230 Winzern in 6 Bezirken (Floridsdorf, Döbling, Hernals, Ottakring, Liesing und Favoriten) bewirtschaftet werden.
Der "Wiener Gemischte Satz" hat es inzwischen ja auch zum Presidio-Siegel von Slow Food gebracht.

Verkostet haben: Hemma, Wolfgang, Susi, Leo, Robert und der Autor dieses Berichts.

Und hier die Weine in der Reihenfolge ihrer Wertung:
1. Gemischter Satz "Alter Weingarten" Nussberg 2009 (GV, WR, WB, R, TR), Weingärtnerei Peter Uhler, Grinzing, trocken, 14% (Markus)
Vielschichtig und fruchtig in der Nase, Zuckermelone, trockene Sommerwiese, Heu, mit der Luft kommt das Trockene des Traminers, schön, eine runde Sache, ein würdiger weißer Höhepunkt, Wiener Wein as it´s best.

2. Weisser Burgunder 2007, Weingut Fuhrgassl-Huber, Neustift, trocken, 13%, (Susi/Leo)
Krautig, Limettensaft, in sich harmonisch, indifferente Fruchtnuancen, Banane, wird mit zunehmender Luftzufuhr brotiger, Bisquitteig, klassisches Burgunderstinkerl

3. Cuveé Reserve 2006 (ZW, CS), Weingut Langes, Stammersdorf, trocken, 13,5% (Hemma)
Zwetschkenröster, Bitterschokolade

4. Weißburgunder Seidenhaus 2008, Weingut Cobenzl, trocken, 14% (Robert)
geröstete Haselnüsse, Brotrinde (schwarzes Bauernbrot auf Sauerteigbasis), Alkohol überraschend dezent, runde Sache

5. Zweigelt Alte Reben 2008, H.P. Göbel, Stammersdorf, trocken, 13% (Markus)
reife Beeren, rote Rüben, Rahmsuppe mit Kümmel

6. Grüner Veltliner Nussberg 2009, Weingut Rotes Haus, Nussdorf, trocken, 13,5% (Markus)
Aschanti, Biskotten, Spuren von Milchkaffee und Tiramisu, sehr fett, burgundisch, spannend und eigenwillig, pudrig, Buttercreme, individuell, nicht als GV erkennbar, Vanilleschoten

7. Grüner Veltliner Himmel 2010, Weingut Edlmoser, Mauer, trocken, 12,5% (Hemma)
schöne Mineralistik, saurer Apfel, Birne, exotische Aromen, fette Schlieren, scheint auch einen Anteil aromatischer Sorten drin zu haben, Kräuterkracherl, leichte Rauchigkeit und Bitterl im Abgang, braucht noch Zeit, zeigt aber schon grosses Potential

8. Neuburger 2010, Weingut Fuhrgassl-Huber, Neustift, trocken, 13% (Susi/Leo)
Schälnüsse, Grapefruit pur, Bucheckerl-Bitterl am Gaumen

9. Rheinriesling 2009, Weingut Langes, Stammersdorf, trocken, 13% (Markus)
Krokant, Honig, ganz leichte Botrytis, Kriecherl, reife Töne, kräftiger Körper, hohe Extraktsüße, anregend, wird in der Runde kontroversiell aufgenommen

10. Grüner Veltliner X 2007, Weingut Christ, Jedlersdorf, trocken, 13,5% (Markus)
Sauerkraut, wuchtig, wirkt gewollt, dominierender Alkohol, ein Bodybuilder, überzüchtet, gibt Stoff

11. Riesling Nussberg Untere Schos 2010, Maria Grötzer, Nußdorf, trocken, 12,5% (Markus)
leichter Weingartenpfirsich, manchen in der Runde fast zu zurückhaltend, erbsig in der Nase, Kürbis

12. Wiener Gemischter Satz 2010, Weingut Zahel, Mauer, trocken, 12% (Markus)
Klarapfel, Limette, zuviel entsäuert, bricht im Abgang ab, gequetschte Traubenstängel, als Heurigen- oder auch Terassenwein in Ordnung, etwas indifferent
Ex Aequo: Gemischter Satz Nussberg, H3O ("Ultras in Wein"), trocken, 12% (Robert)
Überraschend fein in der Nase, merkbare Gerbstoffe, frische Säure, schöne Frucht, netter Jausenwein

Nicht bewertet: Rose 2009, Stefan Hajszan, Grinzing, trocken, 13% (Markus)
mir wurde irrtümlich eine bereits angebrochene Flasche verkauft, was ich leider erst bei der Verkostung merkte, der Wein war zum Zeitpunkt der Verkostung schon mind. zweieinhalb Wochen offen und dadurch beeinträchtigt

Außer Konkurrenz durften wir (Dank an Robert!) diesen Wein verkosten:
Ruster Ausbruch Müller Thurgau 1988, Weingut Feiler-Artinger, Neusiedlersee-Hügelland, 9,5%, süss

Kopie-von-P1010700
ist gerade schön trinkreif: eine 88er-Trockenbeerenauslese

P1010704
14 mal Hauptstadtwein

linzer weinfrühling 8. april 2011

aus önologischer perspektive gibt´s in linz ja nur 2 jahreszeiten - den weinfrühling und den weinherbst. ich besuche erstmals den weinfrühling im noblen palais kaufmännischer verein. an 36 tischen versammeln sich sehr viele winzer aus niederösterreich, einige aus der steiermark, einer einziger aus dem burgenland, dafür aber zwei aus oberösterreich. als gebürtigen oberösterreicher interessiert mich natürlich, was sich im "weinland oberösterreich" (so hieß ein eigener pavillion bei der landesausstellung in stift schlierbach) getan hat. nun, lange hat sich ja nichts getan, denn mit der "kleinen eiszeit" in der 2. hälfte des 16 Jhdt verschwanden die rebstöcke im land ob der enns. jetzt sind sie zurückgekehrt - ob´s wohl an der klimaerwärmung liegt? der leondinger "nußböckhof" der fam. velechovsky präsentierte ihren "velsecco", einen frizzante aus der concordiatraube (eine verwandte der isabellatraube, deshalb riecht der velsecco auch extrem waldbeerig). aus der isabellatraube wiederrum wird ja ein inzwischen allseits bekannter rose gekeltert - der uhudler. ebenfalls in leonding beheimatet ist "die buschenschank" (derzeit ist sie ja meines wissens tatsächlich die einzige in oö). sie bietet einen stillen und einen versekteten Riesling (der sekt war sehr gut, der stille riesling - naja...) und zwei rotweine an (blauburgunder und zweigelt) - alle aus der riede gaumberg.

http://www.velsecco.at

http://www.buschenschank-leonding.at

bs2011_116

nett: "die buschenschank" in leonding bei linz

wein.genuss.krems 1. april 2011

an einem freitag mittag direkt vom büro mit dem zug nach krems zu fahren mag manchem zu stressig sein und nicht unbedingt der vorstellung eines gemütlichen wochenendes entsprechen. anders bei mir: mit grosser vorfreude auf die diesjährige wein.genuss.krems gelang´s mir ohne nachhaltige erschütterung meiner work-life-balance. verkostungsarbeit ist zwar auch arbeit, aber eine, die gerne getan wird. und auch die beeindruckende schar von 53 winzern, die sich in der dominikanerkirche eingefunden haben, um dort ein hochamt zu bacchus´s ehren zu feiern, vermochten meinem frohmut nicht zu schmälern. doch ich will heute weniger von den etwa 265 weinen sprechen, die dargeboten wurden - die sind selbst von den ambitioniertesten rebläusen nicht zu derpacken. auch davon, das es keinen anderen weinevent gibt, der die niederösterreichische topliga besser abbildet, soll hier die rede sein. nein, ich möchte vielmehr ein kleines, wohlschmeckendes kriechtier vorstellen, das gerade eine renaissance als delikatesse feiert: helix pomatia, die wiener weinbergschnecke! Andreas Gugumuck züchtet sie für die gastronomie. in krems gab´s gebratenen schneckenspiess und - für mich eine besondere überraschung - schneckenkaviar! wer sich ein genaueres bild von der wiener schnecke machen will, herr gugumuck lässt sich auf seinem hof in favoriten auch über die schulter schauen:

http://www.wienerschnecke.at/fuehrungen.html

P1010582
ein teil meiner mitverkoster/innen: susi, diana, ewald, sabine
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