Kostnotizen

Neue Alte Welt Bulgarien

seit kurzem gibt´s in wien eine dependance des bekannten sofioter restaurants "vishnite" (zu deutsch: weichsel) und ebendort durfte ich mich unter der fachkundigen anleitung der beiden "mistresses of ceremony" irina und liyana erstmals näher mit dem weinland bulgarien beschäftigen. gleich vorweg: ich war sehr überrascht vom hohen niveau der weine und kann nur jedem weinfreund empfehlen, bulgarien in die liste der interessanten und für viele noch zu entdeckenden weinländer aufzunehmen.
die weine kamen aus den regionen östliches und westliches trakiatal, nordwestliche region, strumatal und sakar. damit war der gesamte süden des weinlandes bulgarien vertreten. ingesamt werden in bulgarien auf ca. 100.000 ha knapp 1,7 mio. hektoliter wein erzeugt.

hier die weine:

1. chardonnay 2012, ross.idi - sliven, östliches trakiatal
im stahltank und betonei ausgebaut, kein holzeinsatz, cremig, buttrig, dazu aber viel frucht, toll

2. viognier 2011, chateau bourgozone-oryahovo, nordwestliche region
fruchtbombe in der nase, hält aber das versprochene im abgang durch, ein faserschmeichler

3. gamza black pack 2011, borovitza, nordwestliche region
elegant, kräutrig, ätherische öle, finessenreich

4. melnik 55, 2011, orbelus - kapatovo, strumatal
erdig, bodenständig, schokolade, tabak

5. bin 44, 2011 (cuvée aus syrah u. nebbiolo), santa sarah, stara zagora, westliches trakiatal
kräftig (14%), dazu aber smoothig und elegant, reife beeren, zwetschkenröster

6. mavrud vinica 2010, zagreus - parvomai, westliches trakiatal
die beeren der autochtonen rebsorte mavrud werden ähnlich wie beim amarone getrocknet

7. marble land 2007, yamatiev - ivaylovgrad, sakar
opulent und fett, ein kräftiger südländer mit finesse

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die kräftigen bulgarischen weißweine fühlen sich im burgunderglas am wohlsten

neuentdeckungen und urlaubsweine

ich gebe ja zu, diesmal war das thema unserer verkostung etwas beiliebig, was zu einem daran liegt, dass wir nach ca. 15 jahren mit durchschnittlich 3-4 verkostungen im jahr immer schwerer neue themen finden, zum anderen machen wir im sommer oft eine verkostung mitgebrachter urlaubsweine und da passten die nicht aus dem urlaub mitgebrachten neuentdeckungen durchaus dazu. eine ausnahme bildete die 1998er beerenauslese, auf die wir alle schon neugierig waren, bei der wir aber auch am ehesten eine korkfehler vermuteten. diese vermutung sollte sich auch leider bewahrheiten. ich freue mich auf einen ersten und dritten platz.

die verkostungsrunde: susi, leo, hemma, wolfgang, markus, diana

das ergebnis (1 = erster platz, 2 = zweiter platz usw.). wir bewerteten nach dem üblichen 20 punkte-schema.

1. Riesling Pfaffenberg 2011, Kremstal DAC Reserve, Winzer Krems, 13,5% (Markus)
geht in richtung elsässischer riesling, mineralik am gaumen und in der nase, mit der zeit kommt auch marille, finessenreich, paraderiesling

2. Chianti "Casa Conforto" 2010, Fattoria La Vialla, Castiglion Fibocchi, Toscana Italia (Diana)
fleischig, smoothig, erdig, ein schmeichler im besten sinne des wortes, aber fast noch zu jung

3. Tokaji Furmint Chateau Dereszla 2010, Szárat, Ungarn, 12,5% (Markus)
korb getrockneter früchte (datteln, apfelspalten), mandelaroma, säure bleibt lang, zitronig am gaumen, auch vanille, zitronen-topfencreme, dabei elegangt und finessenreich, toll

4. Mittelburgenland DAC Blaufränkisch Reserve 2008, Weinhof Bauer-Pöltl, Unterpetersdorf/Horitschon, 13% (Hemma/Wolfgang)
schokoraspel, brombeere, preiselbeere, präsente säure, würze, rosmarin

5./6./7. (ex aequo):
Sauvignon Blanc 2012, Jurij Zorz, Slap 13, Vipava (Vipavska Dolina), Pridelano v Sloveniji, 12% (Hemma/Wolfgang)
brennessl, paprika, stachelbeere, ein eher lauter vertreter seiner sorte, kirschsaft

Pinela 2011, Avin - Franc Andlovic, Gradisce 39, Vipava (Vipavska Dolina), Pridelano v Sloveniji, 13,5% (Hemma/Wolfgang)
brioche (germteig mit rosinen), gerbstoffreich, langer abgang, sehr kräutrig, schmelzig-cremig, mediterranes klima spürbar

Bužinel Elvis Belo 2011 (Cuvée aus Sauvignon, Chardonnay und Rebula), Katja Bužinel, Plešivo, Goriška Brda, Slowenien, 13% (Susi & Leo)
fett in der nase, der chardonnay dominiert, kräftige säure, karamell, stollwerk-zuckerl

8. Weißburgunder Kittenberg 2011, Weingut Schauer Kitzeck, Südsteiermark, 12,5% (Susi & Leo)
blumig, dezente nuss, mandarinen, orangen, bisquitig

9. Taubenschuss Cabernet Sauvignon Rosé Sekt, extra brut (versektet von Szigeti), Poysdorf, Weinviertel, 13% (Susi & Leo)
schwarze johannisbeere und schwarze hollunderblüten

10. Grüner Veltliner Premium 2012, Weingut Leopold Kriegl, Mannersdorf an der March, Weinviertel, 13,5% (Markus)
sauvignoneske drops-noten, apfelstrudel, noch zu jung

11. Grüner Veltliner „Holzgasse“ 2012, Weingut Buchegger, Gedersdorf, Kremstal (Diana)
apfeldrops, moussierende säure, weißer pfeffer

12. Pošip 2010, Vinogorje Korčula, Proizvedeno u Hravatskoj, Kroatien, 13,4% (Susi & Leo)
erinnert an grauburgunder und traminer, fett und buttrig, ein kraftlackel, zitronenschnitte, honig, wild burgundernd

Nicht bewertet wegen Korkfehler: „Apero 1998“, Gewürztraminer Beerenauslese, Willi Opitz, Ilmitz, Neusiedlersee (Markus)

von den winzern krems wird der siegerwein so beschrieben:

Kremser Pfaffenberg Riesling Kremstal DAC Reserve

Jahrgang: 2011, Riesling

Der Wein gedeiht auf steilen Urgesteinsterrassen mit über 25 % Hangneigung; glänzendes Goldgelb, facettenreiche Fruchtanklänge an Pfirsiche und Marillen; bleibt am Gaumen ausgiebig und kompakt, mit gut balancierter Säurestruktur; elegant, voller Finesse und mit langem Abgang; ein Klassiker, der sein Potenzial erst andeutet.

Trinkzeitpunkt:
Wird in den nächsten zwei, drei Jahren noch zulegen; der Reife-horizont liegt zweifellos im Bereich von Jahrzehnten.

Serviertemperatur:
10 - 13 °C

Speisenempfehlung:
Fabelhafter Begleiter von gegrilltem oder gebratenem Fisch, passt außerdem zu einer Vielzahl von kalten Vorspeisen, zu Meeresfrüchten, zu hellem Gemüse sowie zu Fischgerichten auf Basis roher, marinierter Speisen (Sushi, Sashimi, etc.); Tipp: versuchen Sie ihn einmal zum Tafelspitz mit den klassischen Beilagen!

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der siegerwein

Jungweinschnuppern am Rochusberg (23.3.13)

mit dem besonders günstigen “einfach raus”-ticket zu fünft in knapp 40min nach mannersdorf an die slowakische grenze. die markante rochuskapelle im blickfeld lehnen wir das angebot eines gratis-shuttledienstes vom bahnhof in die kellergasse dankend ab und gehen das stück zu fuss. die sonne lacht uns ins gesicht .

1. station: ausfassen des kostglases bei siegfried minkowitsch, wir verkosten frühlingswein, weinviertel dac, grüner veltliner, welschriesling, sämling, gelber muskateller, pinot blanc, rheinriesling, chardonnay, bernsteinwein (eine cuvée aus pinot blanc und grünem veltliner) sowie den gewürztraminer. durch die bank feine weine, uns gefällt besonders der dac, der bernsteinwein und der gewürztraminer. die preise bewegen sich im wohlfeilen bereich von 4,60 – 6,50 €.

2. station: roland minkowitsch wir verkosten “premiere” (eine cuvée aus riesling, grüner veltliner und welschriesling), welschriesling rochusberg, weinviertel dac, grüner veltliner rochus, riesling de vite (2012 u. 2011), riesling de vite jähe lissen (ebenfalls 2012 und 2011), chardonnay, chardonnay barrique 2011, riesling privatfüllung lieblich 2009 und gewürztraminer 2011. resümee: zu recht und noch immer der leitbetrieb in mannersdorf, hochkonzentrierte weine mit perfekter balance aus zucker, säure und alkohol.

3. station: weingut gerhard lobner wir verkosten als aperitif den “gelsenberg brut”, ein 2009er jahrgangssekt, gelben muskateller, veltliner “for friends”, grüner veltliner rochusberg, weinviertel dac rochusberg 2011, welschriesling gelsenberg, riesling gelsenberg, chardonnay gelsenberg (2012 und 2011), gewürztraminer “theodora” und gewürztraminer auslese 2008. feine weine, besonders hervorgestochen ist der “gelsenberg brut”, den wir auch netterweise nachverkosten konnten.

die weiteren stationen: weingut karner (weinviertel dac, grüner veltliner classic, welschriesling klassik, riesling kabinett, neuburger selection, muskat ottonell, pinot blanc).

weingut herbert und maria lobner (grüner veltliner, welschriesling, weinviertel dac, riesling, vollmondwein (gemischter satz), gelber muskateller, pinot blanc, chardonnay

weingut kiesling (weinviertel dac, welschriesling, riesling, chardonnay, bernsteinwein (eine cuvée aus chardonnay, pinot blanc und welschriesling), zweigelt gleichgepresst

weingut leopold kriegl (weinviertel dac “exquis”, weinviertel dac premium, welschriesling, “baccara” (cuvée aus zweigelt und syrah barrique).

abendessen und abschluss im heurigen jutta & josef minkowitsch.

die “zugweine”: weinviertel dac reserve, weingut kriegl.

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das eingangsportal am fusse des rochusberges deutet schon darauf hin, was uns erwartet

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v.l.n.r.: chrischan, pia, john, maria
die sonne hat zwar richtig ungut geblendet, aber das hält uns nicht vom lustvollen outdoor-verkosten vorm keller von siegfried minkowitsch ab.

jungweinschnuppern auf historischen spuren

im osten durch die march von der slowakei getrennt, im norden an tschechien grenzend, im süden und westen an wien und das marchfeld treffend, liegt das südliche weinviertel mit dem historischen ort jedenspeigen. auf diesem geschichtsträchtigen boden fand im Jahre 1278 eine der größten ritterschlachten aller zeiten statt.

die jedenspeigener kellergasse mit ihren ver- und abzweigungen hat eine imposanz, die sich einem erst erschliesst, wenn man sie – so wie ich – mit kostglas und lageplan in der hand in voller länge abschreitet. 19 keller hatten ihre tür geöffnet, darin gab es – theoretisch – ca. 150 weine zu verkosten. ich schaffte 13 keller.

ich startete im keller nr. 6, wo sich freunde von mir (der neowinzer und ehemalige siemens-manager werner zirnsack und seine freundin, die gelernte kunsthistorikerin und baldige absolventin der weinakademie, katja fischer, eingemietet haben). werner präsentierte seinen 2. jahrgang, mit dem er – wie er sagt, noch nicht dort ist, wo er hinwill – der aber mit fug und recht und durch die bank als gelungen bezeichnet werden kann. ein knackiger welschriesling, ein pfeffriger dac, ein fetter, halbtrockener chardonnay, ein g´schmackiger muskat ottonel und natürlich auch ein “bernsteinwein” (ein neues markenzeichen der marchweingärtner, eine cuvée aus mehreren weißen sorten, die vorab schon verkostet werden konnte, aber erst am 11. mai im schloss jedenspeigen der öffentlichkeit präsentiert wird.

weitere empfehlenswerte winzer: herbert kridlo, franz weilinger-lowatschek, günter weilinger, manfred müllner, franz dürr und erwin gassner.

nach meiner "tour de kellergasse" lernte ich bei werner zirnsack beim “nachverkosten” noch eine gruppe junger studentInnen kennen, mit denen ich den letzten zug knapp vor elf nach wien genommen habe. der obligate zugwein durfte natürlich nicht fehlen.

wer weine mit einem exzellenten preis-leistungs-verhältnis sucht, kann ich jedenspeigen sehr empfehlen, die preise der weine bewegen sich zwischen 3,50 € und 5 € (für qualitätsweine aus der bouteille, wohlgemerkt!)
und die 10 € für das kostglas (das man sich behalten konnte) waren ebenfalls ein schnäppchen.

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die jedenspeigener kellergasse, durch´s kostglas betrachtet

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ein harmonisches ganzes aus alten fässern und neuen stahltanks im keller von herbert kridlo

Saar - Rieslinge

unsere aktuelle themenverkostung am 16. februar 2012 führte mich zurück zu meiner weinreise an die saar und brachte mir ein wiedersehen mit den rieslingen des weinguts lauer in ayl.

http://lauer-ayl.de/

der kleine weinort ayl gehört zwar geografisch zu rheinland-pfalz, wird aber historisch betrachtet dem immer wieder zwischen frankreich und deutschland verschobenen saarland zugerechnet.

bestimmende rebsorte in diesem gebiet ist wie nicht anders zu erwarten der riesling in seinen verschiedensten stilrichtungen und ausprägungen. das weingut ayl hat sich konsequenterweise ausschliesslich dem riesling verschrieben.

11 verkosterinnen und verkoster (susi/leo als gastgeber, hemma/wolfgang, katja/werner, sabine/udo, christina/norwin und ich), 14 rieslinge.

ich habe diesmal in der auflistung der verkosteten weine die kostfolge beibehalten und die rangfolge in klammer geschrieben. auch die beschreibung des weinguts habe ich angeführt, somit ist ein vergleich mit unseren impressionen (kursiv geschrieben) möglich. unser siegerwein ist der handgelesene steillagenriesling "faß 25".
die (in deutschland "feinherb" genannten) weine mit restzucker vermochten nicht alle von heimischen rieslingen geprägten österreichischen gaumen und nasen zu überzeugen. für anregende diskussionen war also gesorgt.
außerhalb des programms verkosteten wir zu beginn noch eine ungarische cuvée aus "grauem mönch" und "zenit" (etyek-budai zenit-szürkebarát 2012, weingut anonym)

2 2011 cremant saar riesling - animierendes mousseux, fruchtig-elegant, flaschengärung, handgerüttelt, 12,5%
williamsbirne, feine perlage, cremig, hefig, brioche, heftiges steinobst (marille), reife pflaumen

7 2011 faß 16 [trocken] - ihr tischwein für den täglichen genuss, 12%
in der nase rauchfleischaufstrich, gefolgt von fruchtaromen (kirschen, grüne zwetschken), honig, bittermandeln, mit zunehmendem sauerstoff anklänge nach sojasauce, limette, brotig

6 2010 faß 16 [trocken] - ihr tischwein für den täglichen genuss, 12%
vanillekipferl, rohes fleisch, buttrig, leichte petroltöne

1 2011 faß 25 [trocken] - schiefer-mineralischer birnenduft, fein und elegant am gaumen, steillage, handgelesen, 12,5%
bienenwachs, birne, honig, banane, kandierte mandeln, mineralisch-salzig, schönes säurespiel, harmonisch

8 2011 faß 6 „SENIOR” [trocken bis feinherb] - der lieblingswein des großvaters – kräuterduftig, nach waldbeeren und geriebenen blättern, steillage, handgelesen, 12,5%
reifer, fasriger kürbis, vegetale noten (pastinaken), am gaumen almdudler, kitschig, fahrig, breit, unintegrierte säure, dropsig, aufdringlich, noch zu jung, braucht nocht, macht aber an der luft auf

4 2011 faß 2 [extra trocken] - rassig mineralisch, markantes bouquet reifer Schlehen, steillage, handgelesen, 13%
zuckerwatte, maracuja, vanille, elegant, schönes säurespiel, marillenkerne, langer abgang, filigran und elegant

12 2011 faß 1 [trocken/feinherb] - reife früchte, ananas. balanciert mit viel struktur, steillage, handgelesen, 12%
maggi-suppenwürze, ananas aus der dose mit schlagobers, geht eher in die breite

3 2011 faß 12 „UNTERSTENBERG” [trocken bis feinherb] - kräutrige mineralität – feiner schmelz, komplex und dicht (top 10 Gault Millau, 90 Punkte), steillage, handgelesen, 12%
grafit, in essigsud eingelegte schwammerl, sehr langer abgang, waldig-moosig, birkensaft, wacholderbeeren, lorbeer, kümmel

13 2011 alt scheidt [feinherb] - der fruchtig leichte für jeden Tag, 11%
balkonblumen, vanille, trinkanimo, macht lust auf ein 2. glas

10 2011 faß 4 [feinherb] – reife düfte mit leichten röstnoten viel spiel am gaumen, steillage, handgelesen, 11%
malzzuckerl (blockmalz/polnische milchkaramellzuckerl), prickelnd am gaumen, zarte kaffee- bzw. röstaromen

3 2011 faß 3 [feinherb] – gelber apfel – am gaumen saftiges spiel. frische geldfrucht, steillage, handgelesen, 10%
banane, mineralisch, früchtebrei, etwas breit

14 2011 faß 15 „STIRN” [feinherb] - exotische frucht, glasklare imposant-nervige struktur, komplex und unendlich annimierend (Gault Millau, 91 Punkte), steillage, handgelesen, 10%
burgunderstinkerl (braucht noch luft), krautig, dropsig

11 2011 faß 13 „SAARFEILSER” [feinherb] - reife pfirsiche, voller, großer begleiter würziger speisen, steillage, handgelesen, 10%
champignons, karamell, erdbeermarmelad

5 2011 faß 9 „KERN” [feinherb] - karamel und maracuja, schmelzig, fein, steillage, handgelesen, 10%
maracuja-keli

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vorher

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nachher

Kostbares Weinviertel

also begab es sich, dass ich mit mit einer illustren schar von weinfreunden in die wiener leopoldstadt pilgerte, um mich an den flüssigen aushängeschildern von österreichs größtem weinbaugebiet zu delektieren.

http://www.wein4tel.net/

georg aichmayr, impressario des "weinviertel. wienverteilers" (welcher zu seinem lokal "a bar shabu" gehört) erzählte uns von seinem weg als autodidaktischer gastronomie-quereinsteiger und seiner leidenschaft insbesondere für das weinviertel und dessen weine, neben uns blubberte die sauerstoffpumpe des fischteiches, die karpfen (heimische und japanische) streckten ihr maul interessiert aus dem wasser und aus den geplanten 3 stunden wurden für den harten kern doppelt so viele.

die ausgewählten weine (insbesondere die zahlreichen älteren jahrgänge) gaben anlass zu durchaus kontroversiellen diskussionen, aber genau so soll´s ja auch sein bei einer verkostung.
für mich war wieder einmal spannend zu beobachten, dass ausgerechnet jener wein, von dem viele schon vorher sagten, dass sie “so etwas” sicher nicht trinken werden und ihnen “so etwas” garantiert nicht schmeckt, am allerschnellsten ausgetrunken war, nämlich der süsse riesling. deshalb mein appell an alle, die sich vom wort “süss” auf einer weinflasche abschrecken lassen – FÜRCHTET EUCH NICHT UND KOSTET ;-)

hier die auflistung der verkosteten weine (ohne anspruch auf vollständigkeit ;-):

Grüner Veltliner Haidsatz 2012, Hebenstreit, Kleinriedenthal

Grüner Veltliner Himmelreich 2011, Laurer, Röschitz

Grüner Veltliner Fuchsenberg 2011, Hebenstreit, Kleinriedenthal

Grüner Veltliner Fuchsenberg 2007, Hebenstreit, Kleinriedenthal

Frühroter Veltliner 2007, Uibel, Ziersdorf

Welschriesling “Leicht & Fruchtig” 2012, Zillinger, Ebenthal

Chardonnay 2007, Ebner-Ebenauer, Poysdorf

Gelber Muskateller 2007, Seher, Platt

Grüner Veltliner Reserve 2008, Weinrieder, Kleinhadersdorf

Grüner Veltliner Radikal 2010, Zillinger, Ebenthal

Riesling 2011, Seher, Platt

Riesling 2011 (süss), Seher, Platt

Cuvée Hannbuch 2009(Cabernet Sauvignon, Merlot), Frank, Herrnbaumgarten

Cuvée Schatzberg 2007 (Cabernet Sauvignon, Zweigelt, Merlot) Hebenstreit, Kleinriedenthal

Cuvée Manhartsberg 2008 (Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Merlot), Pröglhöf, Obernalb

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Markenweine

wer nach italien reist und nicht ohnehin gleich in den nördlichen regionen wie z.b. trentino - alto adige (vulgo südtirol) oder dem friaul hängenbleibt, den zieht´s meist in die toskana. dass auch die nachbarregionen der toskana kulinarisch-önologisch einiges zu bieten haben, spricht sich am beispiel umbrien inzwischen herum. noch zu entdecken gibt es die region marken (ital. marche).

die marken verfügen über knapp 25.000ha rebfläche, auf denen je zur hälfte weiß- und rotweine erzeugt werden. die wichtigsten weißen rebsorten sind trebbiano, pecorino (ja, die heißt genauso wie der berühmte schafskäse) und verdicchio und auf der roten seite sangiovese (auch die hauptsorte des chianti-gebietes) und montepulciano (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen stadt im süden der toskana).

unsere kostrunde (diesmal dabei: hemma/wolfgang als gastgeber, susi, leo, bernadette und ich) konnte 9 marken-weine zusammentragen, viele davon bio-weine. hier die kostnotizen, ich beginne mit dem siegerwein. bewertet haben wir wie immer nach dem 20-punkte-system. mit meinen beiden eingebrachten weinen konnte ich die plätze 3 und 7 erreichen.

1. ori di verdicchio classico superiore 2009, cantina pontemagno, cupramontana, 13,5%
vanillezucker, schlagobers, vanille pur, vanillekipferl, fett-buttrig, nussig, rauchige töne, gut abfedernde säure, druckvoll am gaumen und im abgang

2. vigna di gino piceno 2005, fattoria san lorenzo, montecarotto, 13%, eine cuvée aus 60% sangiovese und 40% montepulciano
leder, verrottendes laub, sauerkraut, mit schokolade überzogene erdbeeren

3. rosso piceno 2010, saladini pilastri, spinetoli, 13%, eine cuvée aus 60% sangiovese und 40% montepulciano
würzig in der nase, rote beete, heidelbeeren, leder, schwarzer hollunder, dunkler beerenmix

4. naumachos falerio dei colli ascolani 2011, carminucci vinicola del tesino, 12,5% eine cuvée aus trebbiano, pecorino und passerino
limette, mostbirne, frische animierende säure, hoher trinkanimo

5. radiosa offida passerino d.o.c.g. 2011, cherri vini agrivitivinicola s. francesco, acquaviva picena, 13%
zitronenschnitte, bittermandeln, fette schlieren

6. bachero 2010, verdicchio dei castelli de jesi classico superiore d.o.c.g., cantina pontemagno, cupramontana, 13,5%
geröstete haselnüsse, feigen, créme brulée vorm anstechen, dosenananas mit schlagobers, breit und wuchtig
ex aquo: verdicchio di matelica 2008, acienda agricola bisci s.s. matelica, 14%
schwarze lakritze, vanille, ätherische noten, kräutrig (zitronengras, melisse, minze), bitterl am gaumen

7. pecorino 2011, saladini pilastri, spinetoli, 13,5%
anklänge nach sauerkraut bzw. milchvergorenem gemüse, honigwachs, langer abgang, birne, uhu, senfgurken/senfsoße, kein schmeichler, braucht zeit, ein wein mit ecken und kanten, starke persönlichkeit, eigenwillig, aber nicht unsympathisch

8. passerino fausti 2010, Az.Ag. monaldi edda, fermo, 11,5%
süßer kürbis in der nase, mostobst am gaumen, creminger schmelz, leicht herbes bitterl im abgang

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Steirischer Junker und Junger Österreicher 2012

Die Organisatoren der Präsentation im Museum für Angewandte Kunst (MAK) haben heuer mitgedacht und gleich 2 Stockwerke angemietet. Zu ebener Erde wurde der “Junge Österreicher” und im ersten Stock der “Steirische Junker” präsentiert. Entsprechend hoch war oben auch die Dichte an Lederhosenbuben und allerliebst anzusehenden bedirndelten Mädls aus der grünen Mark. Unter die vielen Junker, die sich reinsortig oder als Cuvée präsentierten, mischten sich auch einige Schilcher, denen ich an diesem Abend auch gerne zugesprochen habe. Beim “Jungen Österreicher” waren praktisch alle Weinbaugebiete vertreten (Wien, Weinviertel, Wagram, Kamptal, Kremstal, Wachau, Traisental, Thermenregion, Carnuntum, Neusiedlersee, Neusiedlersee-Hügelland, Südburgenland und Südsteiermark). Durch die Aufteilgung auf 2 Ebenen hielt sich das Gedränge bis zuletzt angenehmerweise in Grenzen.

Was gibt´s über die Weine zu sagen: Ich bemerke seit einigen Jahren ein gewisses Abflauen des Hype`s um die Jungweine, insbesondere den steirischen Junker. Salopp gesagt ist der Junker ja ein einst erfolgreiches Marketingkonzept, angelehnt an den französischen “Beaujolais Nouveau” -Mache ordentlich Wind um einen Jungwein, halte ihn lange zurück und kündige dann den Tag der Erlösung, wenn´s ihn endlich gibt, an. Die Konsumenten sind dann schon richtig angefixt und werden dir den Wein aus der Hand reissen. Für die steirischen Winzer gibt´s noch den angenehmen Nebeneffekt, dass sie in den Junker auch weniger nachgefragte Sorten wie z.b. Müller Thurgau vulgo Rivaner geben können. Die geschmackliche Bandbreite hält sich bei beim Junker wie beim Jungen Österreicher in überschaubaren Grenzen. Im Idealfall sind sie leichte, frisch-fruchtige und mit einer ordentlichen Portion “Trinkanimo” ausgestattete Weine, die jetzt in der kalten Jahreszeit Lust auf den Sommer machen – wenn bis dahin noch was von diesen Weinen übrig ist!
Dass Weinpräsentationen von Kunstausstellungen begleitet werden, ist nichts Neues und im Falle des MAK drängt sich´s geradezu auf. Meist werden die hinter den Präsentationsständen hängenden Kunstwerke von den Weinkostern kaum beachtet, eine Ausnahme bildete gestern ein Bild, dass ihr unten sehen könnt.

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Der Junker setzt sich in Szene

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Ob das Weingut Neuhold aus Eggenburg geahnt hat, unter welchem Kunstwerk ihr Stand im MAK plaziert wird?

Südbahn-Weine

in unserer jüngsten themenverkostung widmeten wir uns den "südbahn-weinen" (so nannte man früher die weine des weinbaugebietes thermenregion südlich von wien). die thermenregion war schon in der römischen antike vom weinbau geprägt. legionäre in den lagern vindobona und carnuntum brachten önologisches know-how und rebstöcke aus italien. in den späteren jahrhunderten sicherten sich die zisterziensermönche und der deutsche orden die wertvollen rebanlagen. die böden in der thermenregion sind geprägt von lehmigem ton, sandigem lehm und kalksteinbraunerde. das klima ist mild, viel sonne lässt die beeren voll ausreifen. vor allem die burgundersorten (pinot noir, chardonnay, weißburgunder etc.) mögen das. bekannt ist die thermenregion aber vor allem für zierfandler und rotgipfler, die es praktisch nur dort gibt. und bestellte man früher in den wiener weinhäusern einen liter vöslauer, so bekam man nicht das mineralwasser gleichen namens, sondern einen blauen portugieser, der heute noch mit 16% die verbreitetste rotweinsorte der thermenregion ist (quelle: weinforum thermenregion).

als einer der favoriten ging der stadlmann´sche zierfandler "mandel-höh" ins rennen und holte sich dann auch verdientermaßen den sieg mit 18 von 20 möglichen punkten. erwartbar enttäuscht waren wir von der 99er pinot noir grande reserve vom reinisch, denn dieser wein zeigte auch schon bei früheren verkostungen, dass er seine besten jahre schon hinter sich hat oder womöglich nie welche hatte, denn auch schon als 2-3jähriger jungspund war er spröde und kraftlos.überraschend gut in form dafür der liebliche 2001er rotgipfler, ein tombolageschenk vom pfaffstättner großheurigen. weder dessen etikett noch der name des winzers wiesen auf einen interessanten wein hin.

die kostrunde: susi/leo, hemma/wolfgang, ich und als gäste: steffen und marion, die für eine feine kostunterlage sorgten.

und hier die weine in der reihenfolge ihrer bewertung:

1. zierfandler "mandel-höh" 2010, weingut stadlmann, traiskirchen, 13%, trocken (hemma)
exotischer früchtekorb (melone, anklänge von ananas, litschi, reife banane), vielschichtig, gute säure, schöner körper, weißer pfeffer, tabak, grossartiger wein

2. cuvée "chant" (zw, pn, sl) 2009, freigut thallern, gumpoldskirchen, 12,5%, trocken (markus)
ein korb voller beeren (v.a. heidelbeeren, brombeeren), rosmarin, wacholder, herb-kräutrig, harzig/ätherisch, spürbare tanine, fruchtsüße

3. zweigelt klassik 2010, weingut fischer, soos, 12,5%, trocken (susi/leo)
kirschig, karotte, rote rüben, würzig, sehr sortentypisch, tadellos

4. neuburger "mitterwiese" 2010, weingut stadlmann, traiskirchen, 12,5%, trocken (markus)
rumbutter, erinnert an einen barriquewein, mandarine, nussig-mandelbittrig am gaumen, leichte brotrinde

5. rotgipfler "vom berg" 2008, weingut heggenberger, tattendorf, 13,5%, markus
wieder rumbutter, schoko-rumpflaume, lakritze, heißer reifengummi ("burn down"), ätherisch, "beisst am gaumen", kräftig-wuchtig, laut, die rumbutter steigert sich mit zunehmender luft, maskulin

6. zierfandler "overtüre" 2011, weingut piriwe, traiskirchen, 12%, trocken (markus)
karamelig, bisquit, erinnert an weißburgunder (brotig-nussige töne), extraktsüße, reife melone, feine u. präsente säure - gut eingebunden, zuckerwatte, reife banane, mittlerer abgang

7. pinot noir grande reserve 1999, weingut reinisch, tattendorf, 13,5%, trocken (hemma)
maroni, leichter uhu, sauerkraut, yoghurt, hat ihren zenit leider schon überschritten und macht keinen wirklichen trinkspaß mehr

8. rotgipfler 2001, weingut wawra, gumpoldskirchen, 12%, lieblich (hemma)
honig, datteln, gut gereift, weicher lebkuchen, abgang endenwollend, überreife äpfel
ex aequo: rotgipfler "anninger" 2011, weingut stadlmann, traiskirchen, 12,5%, trocken (susi/leo)
burgunderstinkerl, honig/bienenwachs, mango, grapefruit, etwas kurz u. breit im abgang

10. welschriesling 2011, weingut krug, gumpoldskirchen, 12%, trocken (susi/leo)
klaräpfel, zerbissene traubenkerne, sehr grüne banane, melone, sauerampfer, sauerklee, grüne haselnüsse

2012-07-07-01-35-36
der siegerwein aus traiskirchen

steirerkraft

als "steirische genusstankstelle" bezeichnet christian stieninger sein lokal "der steirer in wien". dort bringt er seit märz 2011 für die steirische diaspora in wien und alle freunde der grünen mark allerlei steirische spezereien auf den teller und ins glas.

für unsere illustre verkostungsrunde (susi, leo, katja, werner, hemma, wolfgang und mich) hat christian am 22.5.12 weine vorbereitet, die teilweise so gar nicht den gängigen bildern entsprachen und uns zu überraschen vermochten.

hier die reihenfolge der verkosteten weine samt unserer - wie immer sehr subjektiven und spontanen - eindrücke:

1. gelber muskateller 2011, schwarz, kitzeck, südstmk, 11,5%, trocken
litschi, grüne banane, leicht drospig, relativ viel co2, überraschend herb im abgang, frische säure, grapefruit

2. sauvignon blanc steinbach 2009, strauss, gamlitz, südstmk,14%, trocken
überreife stachelbeeren, grüner spargel mit butter, ganz untypisch, zitronenschnitte mit buttercreme, manner-zitronenschnitten, vanille, brioche, honigmelone, "voi die fettn!", keinerlei alterstöne merkbar

3. chardonnay klassik 2011, heinrich, großwilfersdorf, südoststmk., 12%, trocken
williamsbirne, mostobst, sehr trinkanimierend, melone, spritzige säure

4. weißburgunder hochsulz 2010, dreisiebener stammhaus, sulz, südstmk., 12,5%, trocken
corned beef, eingekochte rindsuppe, schöne säurestruktur, bisquit, braune bananen

5. grauburgunder premium 2010, tschermonegg, glanz an der weinstraße, südstmk., 13,5%, trocken
melone, birne-karamell, eher verhalten in der nase, cremig-buttrig, marzipan, dicht am gaumen, haselnuss, sehr langer abgang, top!!

6. grauburgunder 2011, adam-lieleg, leutschach, südstmk., 13,5%, trocken
roséschimmer, zuckerwatte ("aber nicht bös gemeint"), rosenblüten (obwohls kein traminer ist, "kindsmord" (d.h. nocht viel zu jung), erdbeeren

7. chardonnay fuchsberg 2007, heinrich, großwilfersdorf, südoststmk., 13%, trocken
vanille, "kalifornisch", suggeriert barriqueeinsatz (den´s aber nicht gegeben hat, nur grosses holz), reife ananas, rumbutter, toasting, schlagobers, kraftvoll!

8. sauvignon hochsulz reserve 2007, dreisiebener stammhaus, sulz, südstmk., 15% (!), halbtrocken
dicht und voluminös, deutet in der nase eher in die kalfinornische chardonnay-richtung, thymian, rosmarin, hier wird das mögliche an steirischem wein auf beeindruckende weise ausgereizt, definitiv kein "kindergeburtstagswein"

9. blauer wildbacher 2009, ulz, stainz, weststmk., 13%
hier nicht als rosé vlg. "schilcher" ausgebaut, sondern als rotwein mit markanter säurestruktur und fülliger beerenaromatik. diese flasche ging auf´s haus - wir danken recht herzlich!

verkostung-beim-steirer-in-wien2
christian stieninger ("DER steirer in wien", links im bild) und ein teil der kostrunde
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